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Klaus Schaake

Etwas Großes für die ganz Kleinen: Kindertagesstätte Kirchditmold hat sich mit interessanter Architektur erweitert

Vor dem Hintergrund einer aus allen Nähten platzenden Kindertagesstätte an der Kirchditmolder Zentgrafenstraße, plante der Bauherr für seine jüngsten Besucher die Erweiterung seiner räumlichen Möglichkeiten. Verschiedene Standort-Optionen gab es für die Krabbelgruppenkinder ab einem Jahr. Diese diskutierte die Planungsgruppe und wog Vor- und Nachteile immer wieder gegeneinander ab. Damit die an den Planungen beteiligten Mitarbeiterinnen der Kita, des Kirchenvorstandes und des Stadtkirchenkreises – und das im wahrsten Sinne des Wortes – begreifen konnten, welche Möglichkeiten es gibt, bauten die Architekten Jutta und Christoph Harney Modelle und entwickelten an diesen die Vorstellungen gemeinsam mit ihren Auftraggebern dialogisch weiter.

Vom separaten, kleinen Solitär auf der grünen Wiese über einen „einfachen“ Anbau im Duktus der bestehenden 1960er-Jahre-Architektur bis zum Weiterdenken selbiger mit einer neuen gestalterisch-inhaltlichen Ausrichtung gingen die Überlegungen.
Die Planungsgruppe informierte sich über pädagogische Konzepte ebenso wie sie bestehende Einrichtungen besuchte, um sich mit deren Arbeit für die Unter-Dreijährigen auseinanderzusetzen und Ideen für die eigene Praxis zu bekommen.
Für diese Praxis galt es, einen Lebensraum zu schaffen, der es zwischen sieben Uhr morgens und 17 Uhr nachmittags mit den in der Kita vorhandenen Personalressourcen erlaubt, zwölf Kinder so zu betreuen, dass die einen planschen, während die anderen lernen, auf die Toilette zu gehen, gewickelt werden, im Nebenraum schlafen oder selbstständig ihre begehbare Spiellandschaft erkunden.

Weiterdenken und neu interpretieren
Für Ellen Henze, die Kita-Leiterin, hat sich die intensive Vorgeschichte gelohnt. „In bislang eineinhalb Jahren hat sich der Bau bestens bewährt. Es gibt nichts, was ich anders machen würde und ich bin sehr froh, dass wir nicht auf der grünen Wiese gebaut haben“, so die Pädagogin.
Die Planungsgruppe entschied sich seinerzeit dafür, einen Anbau an die Kita zu setzen, der das starre 1960er-Jahre-Konzept in die Zukunft weiterdenkt und es gestalterisch neu interpretiert. Ebenso die pragmatischen Fragen nach einer perspektivisch anstehenden energetischen Sanierung des in die Jahre gekommenen Bestandes, betrachteten Jutta und Christoph Harney mit. „Weiterdenken, Weiterbauen“, war die Haltung, mit der sie sich ihrer Aufgabe widmeten. „Wird der Bestand in den kommenden Jahren energetisch optimiert, nähert er sich optisch dem Neubau mit seiner Putzfassade und seinen Dachüberstanden an. Gedanklich wie technisch ist das schon soweit vorbereitet“, sagen die Architekten. In ihrem Konzept kam auch die bislang nahezu ungenutzte Regenhalle, über die das neue Dach jetzt „hinwegfliegt“ als Übergangsbereich zwischen Innen und Außen zu neuen Ehren.

Eltern, Erzieherinnen und Kirchenvorstände bauen mit
Eine gebogene Wand ist das zentrale Architektur-Element im Innenraum. Entsprechend ihrer Bedeutung hat sie eine Farbgestaltung bekommen, in die auf rotem Grund sogar Gold eingearbeitet ist. Im Grundriss beschreibt die gebogene Innenwand zusammen mit dem weit auskragenden Pultdach den Ausschnitt einer Ellipse.
Um 45 Grad verschwenkt, schließt der an die Riedelstraße grenzende Anbau an den Bestand an und öffnet sich mit einem eigenen Eingang zur Hofseite des Grundstücks.
Der im „Andock-Bereich“ bereits bestehende Schlafraum wurde umgebaut und ist jetzt sowohl vom Neubau, als auch vom bestehenden Gebäude aus zugänglich. Der vordere Teil des Anschlusses an den Bestand beherbergt die Garderobe für den neuen Gruppenraum.
Darüber hinaus finden sich im Neubau ein Elternbesprechungszimmer, ein Badezimmer mit WC, ein Wickeltisch, eine Waschrinne und ein Wasserspielbereich. Der Gruppenraum ist mit einer Küchenzeile, einem Essbereich sowie einer Spiel- und Kletterebene ausgestattet.
Auch am Entwurf der Spiel- und Kletterebene beteiligten sich Erzieherinnen, Eltern und Kirchenvorstände. Unter Anleitung eines Fachmanns durften sie diese sogar ganz konkret mitbauen.
Und weil es sich um eine evangelische Kindertagesstätte handelt, erzählen einige der Fenster mit der Sprache des Lichts und der Farben für Erwachsene und Kinder biblische Geschichten.

Bericht und Bilder von Klaus Schaake. Der Artikel aus der Zeitschrift StadtZeit ist abrufbar unter http://stadtzeit-kassel.de/pdf/sz66web.pdf

Kita Kirchditmold:

Standort: Zentgrafenstraße 182, 34130 Kassel
Baujahr: 2012/13
Bauherr: Evangelischer Stadtkirchenkreis
Architekten: Jutta und Christoph Harney, www.christophharney.de

 

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