Trauer um Holger Engelmohr
(1960 - 2015)
Freunde und Weggefährten aus Kirchditmold sind tief betroffen vom frühen Tod ihres allseits sehr geschätzten und beliebten Mitbürgers Holger Engelmohr. Er ist wenige Tage nach Vollendung seines 55. Lebensjahres in seinem Haus, der Zentgrafendrogerie, gestorben. Die Zentgrafendrogerie ist als älteste Drogerie Kassels in der denkmalgeschützten Alten Försterei von Kirchditmold weit über die Grenzen Kassel-Kirchditmolds hinaus ein durch den Hessischen Rundfunk fernsehbekannter Begriff.
Bereits seine Eltern, die die Drogerie seit den frühen 50’er Jahren mit fachkompetenter und zugleich liebevoller Kundenorientierung geführt hatten, galten auf Grund ihres ausgeprägten sozialen Engagements als Kirchditmolder Urgesteine. Es gab im Grunde kein gesellschaftliches Ereignis, an dem die Familie Engelmohr - durch eine Vielzahl photographischer Zeugnisse dokumentiert - nicht beteiligt gewesen ist, so daß die Drogerie durchaus als historisches Bildarchiv des Stadtteils anzusehen ist.
Nach dem frühen Tod seines Vaters hat der studierte Mineraloge Holger Engelmohr unmittelbar familiäre Verantwortung derart übernommen, daß er zur Unterstützung der Mutter mit Erfolg eine Drogistenlehre absolviert hat. Es spricht für seine Verantwortungsbereitschaft, daß er in Ausübung des Drogistenberufs in die Prüfungskommission der IHK berufen und bei der IHK auch langjährig als nebenberuflicher Dozent eingesetzt worden ist. Sein berufliches Engagement hat sich darüber hinaus bis zu seinem Tod auf überregionale Verbandstätigkeit erstreckt.
Nach dem Tod seiner Mutter, die er in ihren letzten Lebensjahren mit liebevollem Aufwand gepflegt hatte, hat er die Zentgrafendrogerie als Familienbetrieb in bewährter Weise allein weiter geführt. Es ist seine hohe Fachkompetenz, seine ungebrochene Hilfbereitschaft und seine zugewandte Freundlichkeit gegenüber jedermann, welche ihn in Kirchditmold zu einem besonderen Menschen geadelt haben. Für seine Kundschaft gab es nichts, was Holger Engelmohr nicht möglich gemacht hat: Unmögliches war ihm in seinen Bemühungen fremd.
Die Einzigartigkeit seiner Persönlichkeit geht aber weit über die Würdigung seines beruflichen Schaffens hinaus. Holger Engelmohr war ein äußerst kritischer politisch interessierter Bürger, der als regelmäßiger Gast der Kirchditmolder Ortsbeiratssitzungen durch konstruktives und beharrliches Fragen manche Anregung zur Gestaltung des öffentlichen Lebens gegeben hat. Er war engagiertes Mitglied der ersten Stunde der Bücherei Kirchditmold e.V. und hat dort bis wenige Tage vor seinem Tod ehrenamtlichen Dienst versehen. Unvergeßlich werden seine Origamie-Kurse bleiben. Er ist langjähriges Mitglied des Bürger- und Heimatvereins Kassel-Kirchditmold e.V. gewesen und hat nachhaltige Spuren in der Arbeitsgruppe „Bock auf Kirchditmold“ hinterlassen.
Besonders hervorzuheben ist bei sämtlichen Begegnungen seine geduldige Zuhörbereitschaft, seine kritische Dialogfähigkeit. Er war ein Mann mit vielen Talenten und genialen Einfällen vor dem Hintergrund einer profunden Allgemeinbildung. – Kirchditmold trauert und seine Bürger und Bürgerinnen sind dankbar, daß sie diesen einzigartigen Menschen erleben durften.
Lothar Wolff-Menzler